Anleitung zu den Untertiteln
Wir haben die Untertitel neu so eingestellt, dass sie ein- und ausgeschaltet werden können. Dadurch habt ihr die Möglichkeit, verschiedene Einstellungen selber vorzunehmen, wie zB. die Schriftart, -farbe oder -grösse der Untertitel anzupassen. Oder überhaupt die Videos mit- oder eben auch ohne Untertitelung zu schauen.
Hier ist eine einfache Anleitung, wie ihr die Untertitel einschalten könnt:
Desktop (also auf deinem Computer, Laptop, Tablet)
1. Video starten:
Starte das Video, das du ansehen möchtest.
2. Untertitel aktivieren:
Das Untertitel-Symbol befindet sich unten rechts im Videoplayer. Dort gibt es 7 Symbole. Klicke auf das zweite Symbol von links. Es ist ein Rechteck mit zwei kleinen Quadraten und Linien darin. So ähnlich sieht es aus: 𝌰
Wenn du auf dieses Symbol gedrückt hast, erscheinen die Untertitel in einer Standard-Darstellung!
3. Anpassen:
Um die Untertiteldarstellung zu ändern, klicke auf das Zahnradsymbol (Einstellungen) ebenfalls unten rechts, wähle erneut das Untertitel-Symbol aus und dann klicke oben rechts auf «Optionen.» Dort kannst du dann die Darstellung der Untertitel so anpassen, wie du möchtest!
Mobile (also auf deinem Handy, Mobiltelefon, Smartphone)
1. Video starten:
Starte das Video, das du ansehen möchtest.
2. Untertitel aktivieren:
Klicke auf das Zahnradsymbol unten rechts Falls du keine Symbole sehen kannst, tippe den Bildschirm kurz an. Die Symbole sollten nun erscheinen. Klicke auf «Deutsch» und die Untertitel erscheinen in einer Standard-Darstellung.
3. Anpassen:
Um die Untertiteldarstellung zu ändern, wähle oben rechts die «Optionen» aus. Dort kannst du dann die Darstellung der Untertitel so anpassen, wie du möchtest! Um das Menü wieder zu verlassen, drücke erneut das Zahnrad-Symbol.
Transkript
Verrückt normal: so heisst die Ausstellung im historischen Museum in Basel. Es geht um 150 Jahre Geschichte der basler psychiatrischen Klinik.
Musik
«Ihr hört einen Podcast von ReporterInnen ohne Barrieren, ich bin Nathalie Anderegg»
Musik
In diesem Podcast unterhalte ich mich mit der Historikerin Katja Rehmann, die bei der Ausstellung mitgearbeitet hat und auch beim 9-teiligen Podcast zur Ausstellung dabei ist
Bevor es losgeht mit der Geschichte der Psychiatrie in Basel noch eine Anmerkung zum Sound im Interview: es hat viel Hall. Das Interview hat nämlich vor Publikum im Neubad in Luzern stattgefunden und wurde live am Radio übertragen. Das Neubad ist das ehemalige Hallenbad in Zwischennutzung. Katja Rehmann und ich haben das Interview effektiv aus dem Tiefen des leeren Schwimmbeckens gemacht. Das erklärt den Hall.
Jetzt wo das gesagt ist, steigen wir ein in die Geschichte der Psychiatrie in Basel.
NA: Liebe Katja, fangen wir doch ganz vorne an. Seit wann gibt es die psychiatrische Klinik in Basel und wie sieht es in dieser ersten Klinik aus? Wie muss man sich das vorstellen?
KR: Als die Basler «Friedmatt» 1886 eröffnet wurde, gab es 220 Betten. Die Klinik ist symmetrisch gebaut, mit vielen einzelnen Gebäuden in einem Pavillon-System. Das war damals modern. Es gab eine klare Geschlechtertrennung: rechts die Frauen, links die Männer. Das Gelände war noch weiter aufgeteilt: Zuvorderst wurden die reicheren Leute untergebracht. Danach kamen die Gebäude für die ruhigeren PatientInnen und ganz hinten die sogenannt «Unruhigen».
Das Ganze kann man sich als Parkanlage vorstellen. Später gab es auch Tiere drin. Auf dem Gelände gab es Landwirtschaft, zum Beispiel Schweineställe und Gemüsegärten. Dort arbeiteten die PatientInnen. Es war ein wichtiger Beitrag zur Selbstversorgung der Klinik.
Das Pflegepersonal wohnte übrigens auch lange Zeit auf dem Klinikareal, und ganz vorne neben dem Eingang befand sich die Direktorenvilla.
NA: Das klingt wie ein kleines Dorf. So heil war die Welt dort aber nicht, oder?
KR: Idyllisch darf man sich das nicht vorstellen. Der Ort hat nach sehr strengen Regeln funktioniert. Es gab um den schönen Park herum Mauern und Gitter vor den Fenstern.
Die Regeln mussten vor allem durch die Pflege durchgesetzt werden. Dazu passt, dass sie damals noch nicht PflegerInnen, sondern Wärterinnen und Wärter genannt wurden, da sie eben nicht nur gepflegt, sondern auch zu einem grossen Teil überwacht haben. Sie waren es auch, die die Zwangsmassnahmen durchgeführt haben.
Obwohl man schon damals im 19. Jahrhundert möglichst auf Zwang verzichten wollte, funktionierte das im Alltag nicht: Es gab Isolationen, man hat Menschen ans Bett fixiert oder in Badewannen mit einem Deckel drauf gesperrt, und auch Medikamente gegen den Willen der PatientInnen gegeben.
NA: Besonders für den Podcast habt Ihr viel mit Krankengeschichten gearbeitet. Was gab es für Diagnosen?
KR: Die Geschichte war sehr vielseitig. Es gab natürlich auch schon im 20. Jahrhundert verschiedene Diagnosen. Einige davon kennen wir heute nicht mehr, zum Beispiel reden wir in der ersten Podcastfolge über einen Mann mit «Querulantenwahn». So nannte man früher eine Form von Verfolgungswahn.
Eine andere Diagnose, die es heute so nicht mehr gibt, war die sogenannte progressive Paralyse. Das hat auch eine Patientin im Podcast. Das klingt kompliziert, war aber eigentlich die Spätphase der Syphilis. Dabei kommt es zu schweren Hirnschäden und mit diesen Symptomen kamen viele Menschen früher in die Psychiatrie, da es noch keine Antibiotika gab. Syphilis ist nur mit Antibiotika behandelbar.
Aber wir trafen auch viele Diagnosen an, die es auch heute noch gibt: zum Beispiel Suchterkrankungen. Kurt G. aus dem Podcast ist zum Beispiel schwer alkoholabhängig. Ihm versuchte man mit Naturheilmitteln zu helfen. Aber das brachte alles wenig, er blieb darum über 10 Jahre in der Psychiatrie und verstarb auch dort.
NA: Stimmt es, dass die PatientInnen häufig fast nicht mehr aus der Klinik rauskamen?
KR: Ja, im 20. Jahrhundert blieben die Menschen viel länger in der Klinik, zum Teil das ganze Leben lang.
NA: Heute werden die meisten Menschen mit einer psychischen Erkrankung durch ambulante PsychiaterInnen behandelt. Die Aufenthalte in den Kliniken sind meist kurz, im Schnitt etwa einen Monat. Die Krankenkassen verlangen alle drei Wochen einen Bericht, ob eine Verlängerung des Aufenthaltes überhaupt noch nötig ist.
Warum war das früher so komplett anders?
KR: Bis in die 1920er Jahre gab es eigentlich keine Therapiemöglichkeit ausser Opiate und Arbeitstherapie. Danach ging es los mit Therapien, die am Körper angesetzt haben: Schlafkuren, Schocktherapie. Da war vieles dabei, über das wir heute den Kopf schütteln, aber damals war es häufig die einzige Hoffnung, etwas zu erreichen. Zum Beispiel bei der Syphilis: Die Patientin aus dem Podcast konnte nicht mehr sprechen, schrie tagelang unter schweren Angstzuständen und war aggressiv, auch gegenüber anderen PatientInnen – und ist letztlich an ihrer Krankheit gestorben. In solchen Fällen hat man schlichtweg alles probiert, was zur Verfügung stand.
Eine grosse Veränderung haben dann die Psychopharmaka gebracht.
NA: Wann kamen die auf?
KR: In den 1950er Jahren. Als erstes Largactil, 1953. Das war das erste Psychopharmakon überhaupt und wurde gegen Psychosen eingesetzt. Kurz danach kamen die ersten Antidepressiva dazu. Man hat übrigens zwischen 1950 und 1980 auch Medikamente an PatientInnen getestet. Es ist unklar, ob die PatientInnen darüber informiert wurden. Erst ab 1970 hat man klare Hinweise in den Protokollen, dass sie informiert wurden.
NA: Zu den Psychopharmaka, was waren deren Auswirkungen auf den Klinikalltag?
KR: Auf den ersten Blick gab es grosse Änderungen im Vergleich zu den vorherigen Therapien. Sie machten den Klinikalltag viel ruhiger. Sie führten zum Beispiel dazu, dass man das Blechgeschirr mit Keramik ersetzen konnte. Vorher ging das nicht, da zu viel Geschirr zu Bruch ging. Trotzdem haben die Fachleute schnell gemerkt, dass Psychopharmaka keine Wundermittel sind. Sie heilen nicht, sondern behandeln nur Symptome und haben schwere Nebenwirkungen. Das ist ja bis heute das Thema, auch wenn Medikamente aus der Psychiatrie nicht mehr wegzudenken sind.
NA: Soweit das Interview mit Katja Rehmann.
Die Ausstellung am historischen Museum in Basel kann man noch bis Ende Juni 2025 besichtigen.
Musik
Katja Rehmann kann man auch im Podcast zur Ausstellung «Verrückt normal» hören. Dort geht es mit viel Zeit ins Detail. Es sind nämlich neun spannende Episoden, in denen Fallgeschichten seit 1880 erzählt werden. Anhand von diesen Geschichten wird die Entwicklung der Psychiatrie in Basel lebendig. Zu finden ist der Podcast auf Youtube und Spotify..
Noch ein Ausblick auf die weiteren Forschungen zum Thema. Die fürsorgerischen Zwangsmassnahmen, die natürlich auch die Psychiatrie betreffen, sind in Basel-Stadt noch nicht vollständig aufgearbeitet worden.
Es geht dabei um 6000 Personen, die von Zwangsunterbringungen, Zwangssterilisationen und anderen Zwangsmassnahmen betroffen waren.
Bis jetzt gab es erst eine Vorstudie dazu.
Darum hat der Grosse Rat in Basel im September 2024 Forschungsgelder für eine gründliche Aufarbeitung bewilligt. Es bleibt also spannend für alle, die sich für die Geschichte der Psychiatrie interessieren.
Musik
Ihr hörtet einen Podcast von Reporter:innen ohne Barrieren, ich bin Nathalie Anderegg.
Verrückt normal | 19.09.2024 – 29.06.2025 | Historisches Museum Basel
Die Sonderausstellung «Verrückt normal» im Historischen Museum Basel beleuchtet 150 Jahre Psychiatriegeschichte. Sie fragt, was als «normal» oder «verrückt» gilt und wie sich die Grenzen zwischen psychischer Gesundheit und Krankheit über die Zeit verschoben haben. Ausgehend von Fallgeschichten aus der Basler Klinik bietet die Ausstellung Einblicke in historische Behandlungsmethoden, Therapien und die Auswirkungen auf die Betroffenen.
Die Ausstellung ist bis zum 29. Juni 2025 geöffnet und wird durch ein abwechslungsreiches Programm mit Führungen, Vorträgen und einem Podcast begleitet, der Geschichten aus der Klinikgeschichte lebendig macht.
Den Podcast von Katja Rehmann und Micha Gasser für diese Sonderausstellung kannst du hier hören.