Heydar Dorzadeh. Bildnachweis: Michael Waser
Dorzadeh ersuchte beim UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge um Asyl, was ihm 1990 gewährt wurde. Er wurde in der Schweiz aufgenommen und daraufhin im Paraplegikerzentrum in Basel viele Male operiert. Zwei Jahre lang musste Dorzadeh auf dem Bauch liegend verbringen, um die offenen Wunden an seinem Rücken ausheilen zu lassen.
Anschliessend bemühte er sich um eine Ausbildung, die ihm aber verweigert wurde. Das tut ihm heute noch sehr weh:
« Ich war damals völlig isoliert, kannte meine Rechte nicht. Also gab ich den Traum einer Ausbildung auf. »
Doch das Leben ging weiter. Finanziell unterstützt von der IV, arbeitete Dorzadeh zwölf Jahre lang als Freiwilliger bei der Beratungsstelle für Asylbewerber:innen in Basel. Seit Jahren ist er auch politisch aktiv. Er betreibt einen Blog gegen das iranische Regime und für die Menschenrechte im Iran, insbesondere für die Rechte der Belutschen. Zudem ist er Mitglied einer belutschischen Exilpartei und reist zu deren Demonstrationen in ganz Europa und war einmal sogar in New York.
Aus seiner Lebensgeschichte weiss er:
« Die Situation von Geflüchteten mit Behinderungen ist sehr schwierig. Beratungsstellen für Geflüchtete wissen über Behinderungen nicht Bescheid, und Beratungsstellen für Behinderte wissen nichts über das Asylverfahren. Niemand kann uns kompetent beraten. »
Heydar Dorzadeh. Bildnachweis: Michael Waser
Für die Teilhabe an der Gesellschaft und seine Selbstbestimmung als Paraplegiker ist für Dorzadeh die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum am wichtigsten. Und er hebt hervor:
« Barrieren bedeuten nicht nur, dass ich als Rollstuhlfahrer keinen Zugang habe. Sie sind auch gefährlich! »
Dorzadeh spricht aus Erfahrung. Vor ein paar Jahren blieb er mit dem Rollstuhl an einem nicht barrierefreien Trottoir-Rand hängen. Der Rollstuhl blockierte, und er stürzte auf die Strasse. Dabei erlitt er einen komplizierten Bruch des Schienbeins.
Die psychische Gesundheit von Menschen mit Behinderungen ist für Dorzadeh ein wichtiges Thema:
« Vielen Menschen mit Behinderungen wie meiner geht es mit fortschreitendem Alter psychisch sehr schlecht. Sie vereinsamen und werden depressiv. »
Er selbst habe zum Glück eine innere Kraft, er wisse gar nicht, woher, mit der er irgendwie weitermachen könne, ohne zu verzweifeln, sagt der 57-Jährige.
Heydar Dorzadeh. Bildnachweis: Michael Waser