Anleitung zu den Untertiteln

Wir haben die Untertitel neu so eingestellt, dass sie ein- und ausgeschaltet werden können. Dadurch habt ihr die Möglichkeit, verschiedene Einstellungen selber vorzunehmen, wie zB. die Schriftart, -farbe oder -grösse der Untertitel anzupassen. Oder überhaupt die Videos mit- oder eben auch ohne Untertitelung zu schauen.

Hier ist eine einfache Anleitung, wie ihr die Untertitel einschalten könnt:

Desktop (also auf deinem Computer, Laptop, Tablet)

1. Video starten:
Starte das Video, das du ansehen möchtest.

2. Untertitel aktivieren:
Das Untertitel-Symbol befindet sich unten rechts im Videoplayer. Dort gibt es 7 Symbole. Klicke auf das zweite Symbol von links. Es ist ein Rechteck mit zwei kleinen Quadraten und Linien darin. So ähnlich sieht es aus: 𝌰

Wenn du auf dieses Symbol gedrückt hast, erscheinen die Untertitel in einer Standard-Darstellung!

3. Anpassen:
Um die Untertiteldarstellung zu ändern, klicke auf das Zahnradsymbol (Einstellungen) ebenfalls unten rechts, wähle erneut das Untertitel-Symbol aus und dann klicke oben rechts auf «Optionen.» Dort kannst du dann die Darstellung der Untertitel so anpassen, wie du möchtest!

Mobile (also auf deinem Handy, Mobiltelefon, Smartphone)

1. Video starten:
Starte das Video, das du ansehen möchtest.

2. Untertitel aktivieren:
Klicke auf das Zahnradsymbol unten rechts Falls du keine Symbole sehen kannst, tippe den Bildschirm kurz an. Die Symbole sollten nun erscheinen. Klicke auf «Deutsch» und die Untertitel erscheinen in einer Standard-Darstellung.

3. Anpassen:
Um die Untertiteldarstellung zu ändern, wähle oben rechts die «Optionen» aus. Dort kannst du dann die Darstellung der Untertitel so anpassen, wie du möchtest! Um das Menü wieder zu verlassen, drücke erneut das Zahnrad-Symbol.

Transkript

Nathalie: Wenn Menschen mit Behinderungen in der eigenen Wohnung leben, ist das der beste Weg in eine inklusive Gesellschaft. Und ist sogar unter dem Strich günstiger als eine Heimunterbringung. Das ist die Botschaft von Pesche Burri aus Ostermundigen. 

In der eigenen Wohnung leben, arbeiten und seinen Hobbys fröhnen. Das ist seit 2012 möglich für Menschen mit Behinderungen, die aufgrund ihrer schweren Behinderung bis dort in einem Heim leben mussten. Möglich wurde dies dank des Assistenzbeitrags der IV. Mit dem Beitrag können sie selber Betreuungspersonal für die eigene Wohnung anstellen.

Einer dieser Menschen ist Peter Buri, genannt «Pesche». Er lebt mit einer körperlichen Behinderung, die alle Muskeln im Körper betrifft, auch Herz und Atmung.

Er benutzt eine Elektrorollstuhl, ein Beatmungsgerät und braucht auch sonst Unterstützung durch Betreuungspersonen. Er ist jetzt Mitte 30 und lebt seit 10 Jahren mit seinem besten Freund, der auch eine Behinderung hat, in einer WG, die sie selber gegründet haben.

Beruflich hat Pesche Buri das KV gemacht und eine eigene Firma gegründet, in der er Menschen mit Assistenzbedarf beraten hat.

Pesche: Ja, für ein Pilotprojekt. Eltern von Kindern mit Autismus waren überfordert mit der ganzen Situation und Administration. Die Pro Infirmis hat mir daraufhin die ganze Region Deutschschweiz zugeteilt.

Zu Spitzenzeiten hatte ich bis zu 35 Mandate gleichzeitig! Das hat ziemlich viel Zeit gebraucht für alles.

Nathalie: Er hat mit dieser Auftragsstätigkeit vor 2 Jahren aufgehört und geht jetzt seinen eigenen Weg.

Pesche: Jetzt leite ich v.a. noch 6 Mal im Jahr eine Selbsthilfegruppe. Die Mitglieder leben entweder schon mit einer Assistenz oder möchten mit Assistenz leben. Ich arbeite viel unentgeltlich. Aber ich bin nicht bereit, neue Mandate anzunehmen. Da ich mit dieser Selbsthilfegruppe – da habe ich jedenfalls das Gefühl – eine grössere Reichweite habe.

Nathalie: Pesche Buri hat berechnet, dass etwa 3'000 Leute in der Schweiz mit einem IV-Assistenzbeitrag leben. Das kostet alles in allem ca. 73 Millionen Franken. Wenn diese Leute aber alle in einem Heim wohnen würden, würde das Kosten von über 1 Mrd. Franken verursachen.

Selbstbestimmtes Leben ist also unter dem Strich günstiger als eine Heimunterbringung. Dann hat er mir erzählt, dass er seiner offiziellen Beratungstätigkeit nicht mehr nachgeht. Es ist dort halt nicht alles Gold, was glänzt. Er hat aber einen Lösungsansatz, der allen zugutekommen würde.

Wie es soweit gekommen ist, und was sein Vorschlag ist, hat er wie folgt beschrieben:

Pesche: Am Anfang war es für mich eine sehr bereichernde Arbeit. Mit der Zeit ist es aber immer schwieriger geworden. Konkret hat die IV bei der Administration mehr angezogen. Strengere Vorgaben. Da habe ich gemerkt, dass es nicht mehr so passt.

Bei einer Klientin ist der Erwachsenen- und Kindesschutz involviert gewesen. Die haben immer wieder probiert, den Preis zu senken, wollten aber gleichzeitig mehr Details. Da hatte ich die Idee für die Selbsthilfegruppe. Ich dachte, das gibt mir mehr Zufriedenheit.

Das stimmt mich auch ein bisschen traurig, dass man ein Modell hat, das den Leuten Freiheit und auch Inklusion gibt, aber man dann doch dort sparen möchte und sagt: «Das muss kostenneutral sein!» Bla, bla, bla. Ich finde – sorry – die Wahlfreiheit und Inklusion ist gewährleistet! Wenn das Assistenzmodell wirklich greift. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass man auch die Löhne erhöhen kann. Dann sind wir wieder gleich weit mit den Preisen. Dann wären beide Systeme gleich teuer.

Dann würden mehr Leute profitieren. Das sind attraktive Arbeitsplätze, wenn man weniger Stress hat. Dann würde auch der Fachkräftemangel entschärft. Man muss natürlich auch noch berücksichtigen, dass in den Heimen nur schon für die Administration viele Stellen geschaffen werden. Das ist etwas, was die IV verlangt, dass wir es selber machen.

Ich finde, wenn man weiterhin ein föderalistisches System in der Schweiz beibehalten möchte, müssten die Kantöne beispielsweise Agenturen aufstellen, die dann diese Administration übernehmen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es dann auch auf dem ersten Arbeitsmarkt Arbeitsplätze generieren würde für ganz viele Menschen mit Behinderungen, die das KV gemacht haben, oder soziale Arbeit studiert haben. Die können dann auch Beratungstätigkeiten übernehmen. Unterm Strich ein Gewinn! Die IV-Renten würden zurückgehen. Die EL würde vermutlich auch zurückgehen. Der Benefit wäre ausserdem, dass sich die Leute auch integriert fühlen würden.

Nathalie: Eine Win-Win-Win-Situation für alle also. Für das Betreuungspersonal, welches bessere Arbeitsbedingungen mit weniger Stress haben würde. Für die Menschen mit Behinderungen, die selbstständig leben und Stellen im ersten Arbeitsmarkt kriegen könnten. Und für die IV und EL, die weniger Leistungen bezahlen müssten.

Pesche Buri wünscht sich, dass diese Botschaft bei den Behörden und in der Politik aufgenommen wird. Deswegen ist er auch selber politisch aktiv.

Pesche: Ich bin im grossen Gemeinderat von Ostermundigen, im Parlament und jetzt – diesen Herbst sind Wahlen – bei denen ich weder als grosser Gemeinderat kandidieren werde. Zusätzlich bin ich auch noch auf der Gemeinderatsliste. Wobei ich mir da nicht so grosse Chancen ausrechne. Aber vielleicht passiert es ja doch!

Nathalie: Im Gemeinderat setzt er sich vor allem für eine barrierefreie Infrastruktur in Ostermundigen ein. z.B. bei Strassen, Zugängen und beim ÖV. Auch die Gentrifizierung von Ostermundigen will er verhindern und dafür sorgen, dass Ostermundigen so durchmischt bleibt, wie es jetzt ist.

Im Privatleben ist Pesche Buri ein aktiver Mensch und gerne unter Leuten. Seine eigenen Erfahrungen mit dem selbstbestimmten Leben sind sehr positiv. Für Personen, die alleine in einer Wohnung leben, kann das finanziell ziemlich knapp werden, weil die IV nur eine begrenzte Zahl von Betreuungsstunden finanziert.

Weil Pesche Buri aber mit seinem besten Freund in einer WG lebt, und sie sich die 14 Teilzeitbetreuungspersonen teilen können, kommt er finanziell gut zurecht.

Pesche: Finanziell geht es mir viel besser als im Heim. Ich hatte dort pro Monat 500 Stutz Sackgeld. Davon musste ich alles kaufen. Jetzt habe ich einen finanziellen Spielraum. Ich bin ganz klar keiner von den Reichen, aber diesen Anspruch habe ich auch garnicht. Ich möchte einfach möglichst viel erleben können, meine Wohnung zahlen können und genug zum Essen und Trinken haben.

Nebst Essen und Trinken und einem Dach über dem Kopf ist Pesche und seinem Freund auch Metal und Punk SEHR wichtig. So wichtig, dass die beiden das sogar bei der Personalsuche im Inserat ausdrücklich erwähnen. Die Assistenzpersonen müssen auch an Konzerte mitgehen.

Nathalie: An seinem Beispiel kann man sehen, dass selbstbestimmt auch Abenteuer möglich sind. Kürzlich hat er das Greenfield Festival besucht.

Das Greenfield ist etwas, worauf ich mir jedes Jahr freue. Da sieht man immer wieder die gleichen Gesichter und es kommen immer coole Leute mit Tömu und mir mit. Dieses Jahr waren wir sogar drei Rollstuhlfahrer und drei Begleitungen. Wir hatten eine mega coole Zeit!

Beim Greenfield Festival ist die Rollstuhlbühne extrem gut. Von dort aus sieht man ganz gerade auf die Mainstage-Bühne und die Musik ist auch super vom Klang her. Es «fägt» einfach dort! Alle sind einfach am Party machen zusammen, wir sind Gleichgesinnte vom Musikgeschmack her und ich sehe mich dort primär als einen Rocker- und Metalhead. So wie die Fans vorne am «pogen» sind, toben wir uns oben auf der Rollstuhlbühne aus.

Nathalie: Dann hat er mir von seiner sechswöchigen USA-Reise erzählt. Sie sei sehr schön, aber aufwendig und teuer gewesen. Nochmals in die USA würde er zwar gerne, aber nicht, wenn Trump nochmals gewählt wird. Auch mit der Flugbewilligung, d.h. mit der ärztlichen «Flugtauglichkeitserklärung», könnte es für ihn schwierig werden.

Es ist so, dass seine Muskelerkrankung progressiv ist. D.h. sie nimmt immer mehr zu. Die Airlines befürchten, dass sie im Notfall umkehren müssten und dieses Risiko möchten sie nicht eingehen.

Damit er keine Zeit verliert, hat Pesche für die Zukunft ein Plan B. Nämlich «On the Road» mit einem Bus und mit Platz für drei Rollstühle für seine Freunde. Plus einer Art Wohnwagen.

Pesche: Das Basismodell von dem, was wir vorschwebt, ist ein «Tiny House». Dort kann man an einer Seite die Wand herunterklappen und ausziehen. Dadurch hat man 25 Quadratmeter, die waagrecht sind. Dadurch kann der Ausbau ganz problemlos barrierefrei gestaltet werden. Ich habe schon ganz konkrete Ideen, wie das aussehen soll. In meinem Kopf.

Nathalie: Pesche Buri muss dafür private Stiftungen gewinnen. Das wird von keinem Amt bezahlt.

Pesche: «Dream Big, Do Big! Träum Grosses macht Grosses!» Das ist sein Motto, das er in seinen sozialen Netzwerken verkündet.

Nathalie: Woher würden ihn seine grossen Träume mit seinem Tiny-House-Wohnwagen denn hinführen?

Pesche: Ich möchte sicher viel mehr Festivals besuchen. V.a. in Deutschland möchte ich an das «Summer Breeze» Festival. Das ist ein Heavy Metal Festival. Natürlich ans «Wacken». Das ist das grösste Heavy Metal-Festival auf der Welt! Und vielleicht auch mal in England an eines der grossen Festivals gehen.

Ich möchte auch gerne mal nach Schottland. Ich habe sehr gerne spezielle Biersorten! Dort Degustationen zu machen wäre ein Wunschtraum. Oder mal zum Polarkreis hoch reisen. Um dort vor Ort die schönen Polarlichter anzuschauen. Das alles am liebsten mit meinen Freund:innen.

Nathalie: «United We Stand, Divided We Fall.» Wir müssen Zusammenstehen – frei übersetzt – ist ein Zweites Motto von Pesche Buri.

Die Aktionstage von Menschen mit Behinderungen sind gerade vorüber. Was nimmt Pesche aus dieser Zeit mit?

Pesche: Auf der einen Seite finde ich es cool, hat es das gegeben, aber auf der anderen Seite finde ich es natürlich sehr schade, dass es das im 2024 überhaupt noch braucht.

Nathalie: Und wie siehst du die Zukunft der Inklusion?

Pesche: Scheinbar sind einige Leute doch noch nicht so progressiv unterwegs, wie es andere bereits schon sind. Aber ich denke, das wird schon gut kommen. Die Aktionstage haben auf jeden Fall bewirkt, dass Menschen mit unterschiedlichen Behinderungsarten sich kennengelernt haben und so gemeinsam an einem Strang ziehen.

Nathalie: Solidarisch für eine solidarische Gesellschaft. Grosse Träume, die in der Zukunft Wirklichkeit werden könnten. Es harzt zwar noch an vielen Ecken und Enden, aber, wie Pesche Buri sagt: «Das kommt schon gut.»